Fünf Punkte betrug das Polster des FCZ drei Runden vor der Ligateilung, die Qualifikation für die Meisterrunde war zum Greifen nah. Doch die Zürcher kamen in Winterthur nicht über ein torloses Unentschieden hinaus und verloren anschliessend gegen Basel und YB. So wurde der FCZ von Lausanne-Sport doch noch abgefangen und hat nun fünf belanglose Spiele in der Abstiegsgruppe vor sich. Selbstverständlich geht jetzt die Suche nach den Verantwortlichen für das Scheitern los.
Ein möglicher Kandidat ist Trainer Ricardo Moniz. Der 60-jährige Niederländer sagte nach der 1:2-Niederlage in Bern darüber, wer die Verantwortung trage: «Es ist immer der Coach, so ist unser Job.» FCZ-Präsident Ancillo Canepa hielt sich bedeckt, was eine allfällige Trainerdiskussion angeht: «Wir werden uns sicher alle zusammensetzen und überlegen, wie wir die neue Saison optimal vorbereiten können.» Ein klares Bekenntnis zu Moniz gab Canepa nicht ab.
In den Augen einiger Experten lag die Schuld am Scheitern aber weniger beim Trainer als bei Sportchef Milos Malenovic. Der vormalige Spielervermittler ist seit Oktober 2023 im Amt und weist bisher eine eher bescheidene Bilanz auf. Zwar holte er mit Mariano Gomez und Mounir Chouiar im vergangenen Sommer zwei Leistungsträger des aktuellen Teams und landete er mit Steven Zuber einen Transfercoup, doch spielen viele seiner anderen Verpflichtungen keine Rolle oder sind schon wieder weg. Zudem sorgte Malenovic immer wieder für Unruhe – nicht nur mit der Verpflichtung des in der Vergangenheit wegen Vergewaltigung angeklagten Benjamin Mendy.
Da war die Causa Ifeanyi Mathew: Weil der Nigerianer seinen im Sommer auslaufenden Vertrag nicht verlängern wollte und im Winter kein Transfer zustande kam, geriet der eigentliche Stammspieler aufs Abstellgleis. Trotz des Lobes von Trainer Moniz («Er ist ein fantastischer Profi») kam der 28-Jährige seit Februar nicht mehr zum Einsatz. Dasselbe Schicksal ereilte auch Mirlind Kryeziu, der nach dem Ablehnen eines neuen Vertrags beim FCZ lange gar nicht zum Einsatz kam und am letzten Wochenende in Bern dann in der 89. Minute eingewechselt wurde.
Dafür, dass es beim FC Zürich in dieser Saison zu mehreren Eklats kam, macht Ex-Trainer und TV-Experte Rolf Fringer im Gespräch mit dem «Tages-Anzeiger» auch Malenovic verantwortlich. Angesprochen auf Cheick Condé, der sich einmal weigerte, auf der Ersatzbank Platz zu nehmen, fragt Fringer: «Wie muss die Führung mit einem Spieler umgehen, dass er so etwas macht?!»
Mit Labinot Bajrami, der mit einem «fuck off» auf eine Traineranweisung reagierte, oder Jonathan Okita, der den Verein um jeden Preis verlassen wollte, rebellierten weitere Spieler gegen den Trainer oder den Klub. «Sie sind alle infiziert von einer negativen Stimmung, und sie alle haben Freunde in der Mannschaft», so Fringer.
Der 68-Jährige vermutet zudem, dass Malenovic auch einen Einfluss auf die Aufstellung von Moniz habe. Dies liege auch am engen Verhältnis zwischen Sportchef und Trainer beim FCZ. «So gesehen ist es logisch, dass er sich vom Sportchef in seinen Handlungen beeinflussen lässt. Das gilt auch bei den Aufstellungen, weil jeder Trainer seinem Sportchef gefallen will», berichtet Fringer.
Malenovic sei in seinen Entscheidungen sehr dominant «und ein Trainer muss das ein Stück weit mitmachen, sonst hat er keine lange Lebensdauer». Keine guten Voraussetzungen für Moniz, wie Fringer befindet: «Der FCZ ist nicht gescheitert, weil Moniz schlecht gearbeitet hätte. Sondern der Trainer ist an den Zuständen im Verein gescheitert.»
Dies sieht auch Erich Vogel, die graue Eminenz des Schweizer Fussballs, so. Der langjährige GC-Sportchef, der 2001/02 auch beim FCZ wirkte, sprach bei Blue über das Abschneiden der Zürcher. «Es sind auf verschiedenen Ebenen Fehler passiert», so der 86-Jährige. Zwar lobte er sowohl Canepa («ein sehr guter Präsident») als auch Sportchef Malenovic («ein begnadeter Verkäufertyp») und Trainer Moniz, «macht mit Abstand die besten Trainings in der Schweiz», doch sieht Vogel ein grosses Problem: «Malenovic ist die Nummer 1, Canepa die Nummer 2 und Moniz die Nummer 3. Das kann nicht gehen.» Woran er dies festmache? «Malenovic macht alles. Er macht die Aufstellung, die Auswechslungen, er macht alles.» Damit schwäche er jedoch den Trainer – dabei sei es die wichtigste Aufgabe des Sportchefs, dem Coach den Rücken zu stärken.
Vogel sagt Malenovic eine grosse Karriere als Sportchef voraus, doch müsse er noch einige Dinge lernen. Dem FC Zürich rät er, seine Macht nicht zu gross werden zu lassen. «Canepa hat zu fest auf Malenovic gehört. Ihm ist die Leitung entglitten, das weiss er. Und er muss jetzt hin stehen, dass er wieder der starke Mann ist.»
Präsident Ancillo Canepa hat in den nächsten Wochen und Monaten einige schwere Entscheidungen zu treffen. Hält er an Trainer Ricardo Moniz trotz des Verpassens des Saisonziels Europa fest? Und wie geht er mit Sportchef Milos Malenovic um? Die Zukunft des FCZ, der im November noch an der Spitze der Super League stand, liegt einmal mehr in den Händen des 71-Jährigen.
Zürich wird danach nicht plötzlich zum Spitzenclub, aber mit diesem Blender und Narzissten an der Hierarchischen Spitze wird nie Ruhe einkehren.